von Merlin » 19.12.2006 23:45
Männer lieben Vollkommenheit. Alles muss perfekt sein. Wehe nicht! Wenn der Toaster nicht bräunt, der Wecker nicht brummt, das Handy nicht bimmelt, herrje! Was gibt das Geschrei.
Gähnende Verkäufer werden aus dem Schlaf gerissen, gestresste Geschäftsführer herbeizitiert; wütende Beschwerdebriefe flattern durchs Land wie hungrige Raubvögel. Das lassen wir uns nicht bieten! Nicht mit uns. Wir haben einen Anspruch drauf.
Und den setzen wir auch durch. Zippen die Advocard auf Anwalts Schreibtisch, scheuchen ihn in fliegender Robe zum Gericht, lassen ihn künden von Sachmangel und Fehlen zugesicherter Funktionen. Argumente hallen wie Peitschenhiebe durch den Saal. Der Sieg ist gewiss. Es sei denn, der Schaden betrifft die eigene Partnerin.
Was tun, wenn bei der Traumfrau eine Schraube locker ist? Dann müssen Sie selbst ran. Die Mängelliste, inkl. Reparaturvorschlägen.
Sie hat einen Putzfimmel
Welches ist der gefährlichste Ort auf der Welt? Südpol? Bronx? Karstadt beim Schlussverkauf? Nichts von alledem. Es ist Ihr Bad. Aus der Kloschüssel geifern Killerbazillen, ätzender Kalk erstickt das Blümchenmuster der Kacheln, und in die unschuldigen Armaturen des Waschbeckens brennen sich aggressive Wasserflecken.
Ein Wunder, dass Sie da lebend wieder rausgekommen sind. Übertrieben? Dann schauen Sie doch mal Werbung. Die Schlachtfelder der Neuzeit heißen Bad und Küche, Fenster und Fußboden. Empfindsame Seelen vergleichen die spiegelblanken Designerwohnungen mit ihrer grauen Alltagshöhle und kriegen prompt ein schlechtes Gewissen.
Mögliche Folge: der Putzfimmel. Es fängt meist harmlos an, kann sich aber zur Marotte auswachsen, die das Zusammenleben arg beeinträchtigt. Sie haben zwei Möglichkeiten: Entweder Sie müllen so konsequent gegen Mausis Wischattacken an, dass sie resigniert aufgibt oder Sie besorgen Ihrer Süßen diverse Nebenjobs als Raumpflegerin und schlagen so aus ihrer Manie noch Kapital.
Wenn das Putzen allerdings zu einer Gefahr für die Partnerschaft wird, braucht man unbedingt professionelle Hilfe. Eine erste Anlaufstelle könnte zum Beispiel die Familienberatung der Kirchen sein. Die sind geübt darin, den Teufel auszutreiben. Auch wenn es der Putzteufel ist.
Sie fährt ab auf pink
Manche Beziehungen geraten schon in Gefahr, bevor sie richtig angefangen haben. Einer der kritischen Momente ist, wenn die Angebetete zum ersten Mal mit dem Auto vorfährt.
Gerade noch hat man die Rückansicht seiner Holden bewundert, wie sie grazil zum Parkplatz stöckelt, da grinst einem auch schon das freche Maul einer pinkfarbenen Geländewagen-Miniatur entgegen. Breitreifen aus der Monster-Truck-Arena, doch unter der Haube rappelt das Herz einer Nähmaschine. Und was ist da hinten auf dem Reserverad? Ein Pferdekopf, airgebrusht. Zum Wiehern.
"Frauen!", wimmert die Benzinpumpe in der Männerbrust. "Hauptsache, die Farbe passt zum Nagellack und der Schminkspiegel ist beleuchtet." Und da sollen Sie mitfahren? Ihr Puls beschleunigt. "Darf ich da überhaupt einsteigen? Was werden die Kumpels sagen? Hoffentlich sieht mich keiner."
Das Leben kann hart sein, doch jetzt heißt es: taktisches Geschick beweisen. Bloß nicht lachen, lästern oder rumnölen. Vielleicht ist es so eine Art Prüfung, ob man einer von diesen Auto-Idioten ist, die nur über Hubraum und dicke Kolben schwadronieren. Von dicken Kolben, das ist bekannt, wollen die Mädels nämlich nichts hören. Ignorieren Sie die automobile Geschmacklosigkeit - aber nur bis zum nächsten TÜV-Termin.
Nutzen Sie dann die Gunst der Stunde, ihr den Wagen auszureden. Mit "wenn Du ihn jetzt verkaufst, kriegst Du noch was dafür" oder "der Wagen ist mir nicht sicher genug für dich", müsste sich der pinkfarbene Stachel aus Ihrer schmerzverzerrten Seele ziehen lassen
Sie hat 'ne Frauengruppe
Früher hatten Frauen zahlreiche Kinder und viel zu tun. Heute haben Frauen Freundinnen. Früher musste man Männern, wenn man sie foltern wollte, mit glühenden Zangen die Fußnägel rausreißen. Heute reicht es, wenn sich drei Freundinnen aus der "Brigitte" vorlesen - oder umgekehrt.
Die Zeiten ändern sich, doch die Gefahren bleiben gleich. Wenn Sie nicht Schaden an Leib und Seele erleiden wollen, sollten Sie sich raushalten aus allem, was wie Frauengruppe, Kaffeeklatsch oder Damenkränzchen riecht. Das ist schwer - zugegeben. Denn da ist diese nagende Neugier: Worüber reden die? Warum schweigen sie, wenn ich ins Zimmer komme? Und warum kichern sie, wenn ich wieder rausgehe? Reden die etwa über mich? Natürlich tun sie das, Blauauge. Sie lästern, was das Zeug hält, reißen unverschämte Zoten und diskutieren ganz offen Ihre Penetrations-Performance. Und Sie können nichts dagegen tun.
Jeder Versuch, Ihrer Freundin die Freundin auszureden, muss scheitern. Kein noch so toller Typ kann die Vertraute ersetzen - das ist ein Naturgesetz. Aber Sie können sie loswerden. In ganz besonders unerträglichen Fällen könnten Sie sich ab und zu darüber beschweren, dass diese Uschi Sie dauernd so offensiv anmacht, aber Schatzi solle das jetzt nicht an die große Glocke hängen. Sehr schnell wird Ihrer Süßen dann auffallen, dass ihr diese Uschi ohnehin viel zu vulgär ist.
Sie hat ein Kind
Wenn der Mitwohner Ihrer Liebsten nicht nur beißt und kratzt, sondern auch sprechen kann, handelt es sich dabei meist um ein Kind. Das macht die Sache schwierig. Mit Bällchen werfen oder einen Knochen hinhalten ist es nur in den seltensten Fällen getan. Falls der Nachwuchs schon geraume Zeit den Ersatzpartner mimen musste, haben sich Mutter und Kind oft zu einer Art siamesischer Zwillinge entwickelt: Keiner kann irgendwas ohne den anderen tun. Haushalt, Wohnung, Freizeitgestaltung - alles ist auf den kleinen Racker ausgerichtet.
Die Beziehung ist so eng, dass kein Blatt Papier mehr dazwischen passt, geschweige denn so ein veritables Mannsbild wie Sie. Sie können noch so oft ins Kino, in den Zoo oder Eis essen gehen, so richtig dazugehören werden Sie wahrscheinlich nie. Grundfalsch wäre es jetzt, den ganzen Tag mit Bauklötzen zu hantieren, in der vagen Hoffnung, am Abend zur Belohnung an die interessanteren Spielsachen zu dürfen.
Diese Art von Selbstverleugnung führt mit Volldampf in eine Sackgasse. Sie müssen lernen, Ihr Leben zu dritteln. 1. Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Partnerin - aber ohne Kind. Organisieren Sie Babysitter, freie Wochenenden, Einladungen bei Freunden. Eine Beziehung ohne Zweisamkeit funktioniert nicht. 2. Nehmen Sie sich Zeit für das Kind. Sie müssen ja nicht gleich den Ersatz-Papa spielen, aber Ihre neue Partnerin gibt's nicht ohne. Machen Sie das Beste draus und den Kleinen zum St.-Pauli-Fan. 3. Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst. Mutter und Kind müssen und wollen auch mal alleine sein, nutzen Sie die freien Minuten.
Sie hat 400 Paar Stiefel
Eigentlich hatten Sie sich auf ein Abendessen bei Kerzenschein eingestellt. Dass es im Außen¬lager von Deichmann stattfinden würde, hätten Sie nicht gedacht. Überall Schuhschränke, -schachteln, -löffel. "Ich steh auf Stiefel", haucht Ihnen die Süße ledrig ins Ohr. Wer nicht? So ellenlange Dinger, langsam aufgeschnürt? Uiuiui! Aber 400 Paar? Die Gute wird doch nicht etwa einen Knall haben?
Keine Bange, Sie wird Ihnen nicht gleich die Haut abziehen, um daraus ein paar Ledersohlen zu schnibbeln. Sammelleidenschaften sind verbreitet. Bei dem einen sind's Briefmarken, bei dem anderen Bierdeckel oder Kronkorken. Warum nicht Stiefel? Wenn die Gute Ihre Treter aber einfach nur aufbewahrt, egal wie schrottreif sie schon sind, könnte man sie auch für einen "Messie" halten. "Messies" nennt man jene Sammelwütigen, die stillvergnügt ihre Wohnung mit Kram vollstopfen, bis eines Tages der Boden einbricht und sie in der Zeitung stehen.
Von Psychologen wird das "Messie-Syndrom" für eine Form der Zwangserkrankung gehalten, ähnlich dem Putzfimmel, die behandlungsbedürftig ist. Aber auch Sie sind gefragt. Helfen Sie Ihrer Liebsten, wieder Ordnung in ihr Leben zu bringen, am besten mit System: Zuerst fliegen die kaputten Stiefel raus, dann alle, die nicht mehr passen, dann diese ellenlangen Schnürdinger ... obwohl, nein, die bleiben da.
Sie hatte 'ne böse Jugend
Eines Tages wird sie endlich damit rausrücken, nach dem dritten Glas Wein, aufs Sofa gekuschelt und mit tränenerstickter Stimme: Sie hatte eine schlimme Kindheit.
"Tja", denken Sie, "die hatte ich doch auch. Meine Eltern waren Lehrer und ich hatte zwölf Jahre Klavierunterricht." Denken Sie, was Sie wollen, aber halten Sie jetzt den Mund. Mit jeder flapsigen Bemerkung, jedem dummen Witz schlagen Sie ein für allemal die Tür zu, die sich gerade einen Spalt weit für Sie öffnet. Viele Menschen (und bei weitem nicht nur Frauen) leiden jahrzehntelang darunter, dass ihre Eltern das Leben nicht im Griff hatten. Der Vater ein Schläger, Mama trinkt, Scheidung, Sozialamt, Heim, zum Kotzen.
Es gibt reichlich Schicksale, die aus einem schlechten Drehbuch stammen. Die Frage ist, wie viel man vom Unglück des Partners annimmt. Und was Ihre Holde davon auf Sie überträgt. Sobald Sie anfängt, Ihnen die Dinge vorzuwerfen, die sie sonst an ihren Eltern kritisiert, müssen Sie das Stoppschild zeigen. Sonst sind Sie nämlich irgendwann an allem schuld.
Jeder Mensch hat eine Last zu tragen - aber keiner sollte noch die eines anderen mitschleppen. Sonst sitzt er am Ende allein damit da. Motivieren Sie sie lieber, das Jetzt zu genießen und helfen Sie ihr dabei, das Vergangene zu verarbeiten und vor allem zu vergessen, solange sie mit Ihnen zusammen ist. Nur das hilft Ihnen beiden wirklich.
Sie hört komische Musik
Wenn Ihre Liebste den CD-Spieler anwirft, hört es sich so an, als wäre die Klospülung defekt? Bleiben Sie locker, das ist modern. Walgesänge, Meeresrauschen, Blätter im Wind, das Knistern eines Räucherstäbchens. Gibt's alles auf CD.
Auf der Esoterikwelle kamen Geräusche dahergeschwappt, die Sie eher im Kaufhauslift oder im Ashram eines alternden Gurus vermuten, aber nicht im Wohnzimmer einer Klassefrau. Wenn Sie Glück haben, liegen zwei Jahrzehnte Metallica und Motörhead hinter Ihnen, und die Sphärentöne aus dem Lautsprecher mischen sich formidabel mit Ihrem Tinnitus-Summen. Wenn nicht, braucht sie einen neuen Geschmack. Das geht leicht.
Finden Sie ihren Lieblingsschauspieler heraus, erzählen Sie ihr, der hört am liebsten...na ja, sagen wir Metallica? Nehmen Sie ihr eine Cassette mit guten Songs auf, beschriften Sie sie mit "Das-Warum-ich-dich-liebe-Tape".
Frauen sind romantisch, Ihre Liebste wird nichts anderes mehr hören. Und gehen Sie mit ihr in Filme, die sie "schöööön" findet und deren Musik zu ertragen ist, und kaufen Sie ihr hinterher den Soundtrack. Aber nicht "Free Willy" - da singen wieder die Wale!
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