Da ich mich heute mal wieder dazu aufraffen konnte eine Seite zu schreiben, dachte ich, ich könne hier auch mal wieder etwas neuen Inhalt veröffentlichen. Bei der Gelegenheit habe ich die mit Geschichte gefüllten Posts mal verankert, sodass man bequem von Teilstück zu Teilstück springen und weiterlesen kann. Ich weiß, die große Leserschaft habe ich hier nicht, aber komfortabler ist es trotzdem.
Hier der neue Part - Kritik ist natürlich wieder erwünscht:
-Kapitel 1-
Kapitel 1 - Teil 1Seit diesem denkwürdigen Tag waren nun einige Jahre vergangen und auch wenn Literajus immer noch täglich in der Bibliothek saß, um ein Auge auf die Schätze des Wissens zu werfen, so hatte sich doch sein restliches Leben grundlegend verändert. Cyrôn, wie er den Jungen getauft hatte, weil dieser Name in der alten Sprache für etwas Neues stand, war inzwischen ein junger Mann geworden. Wie Regulus es prophezeit hatte, entwickelte er sich zu einem außerordentlich begabten Novizen – er lernte sehr schnell, war geschickt im Umgang mit dem Stab und sein Wissensdurst konnte die Bibliothek manchmal nur schwer stillen. Doch er war nicht nur in dieser Hinsicht besonders. Ihn umgab eine unheimliche Aura, weshalb vor allem viele jüngere Novizen ihn mieden. Einzig Literajus selbst wusste, woher diese unbekannte Kraft kam; es war Magie. Schon im Kindesalter von Cyrôn hatte er sie in ihm entdeckt. Er erinnerte sich noch zu gut daran, wie er quer durch den Raum geschleudert wurde, als er versuchte dem einjährigen Jungen eine Windel umzubinden, was dieser jedoch ganz und gar nicht lustig fand. Seither verheimlichte er diesen Umstand, weil er befürchtete, man würde seinen Ziehsohn sonst verbannen. Magie ist für die Mönche schon seit Anbeginn der Herrschaft vom allmächtigen Numenon ein Werkzeug des Teufels gewesen und sollte, wo sie auch waltet, nur Böses mit sich bringen. Tatsächlich gelang es Literajus bisher aber dieses Geheimnis insoweit für sich zu bewahren und die magischen Ausbrüche Cyrôns so geschickt zu verschleiern, dass er sich nicht mal sicher war, ob sich sein Zögling überhaupt selbst über seine Kräfte bewusst war. Dies und die Tatsache, dass sich Cyrôn kurz vor der endgültigen Aufnahmeprüfung in den Kreis der Bruderschaft befand, beanspruchte natürlich auch Literajus sehr, denn er war sich durchaus darüber im Klaren, dass sich Cyrôns Magie irgendwann entfalten und herausbrechen würde und dann stünde ihm so oder so das befürchtete Schicksal bevor, wenn nicht sogar Schlimmeres.
Laute und schnelle Schritte von draußen rissen Literajus aus seinen Gedanken und einen Augenblick später stürmte Cyrôn in die Bibliothek. Die Tür flog mit voller Wucht auf und Literajus hörte am folgenden lauten Krachen, wie sie auf die Wand prallte und nahezu zerbarst. Er hatte die Augen währenddessen geschlossen, um das Unheil nicht mit ansehen zu müssen und nachdem er sie wieder langsam öffnete, sah er wie Cyrôn bereits die arg rampunierte Holztür ins Schloss fallen ließ.
„Wie oft habe ich dir schon erzählt, dass du nicht mit einer Stärke von 50 Pferden in die Räume platzen sollst!?“, schrie Literajus auf und mit leiser werdender Stimme fügte er hinzu: „Und schon gar nicht in meine Bibliothek.“ Er sah den beschämten Blick seines Schützlings und wusste, dass er seine Autorität nicht lange aufrecht erhalten und auf ihn sauer sein konnte. Bevor er jedoch etwas zur Beschwichtigung sagen konnte, kam ihm Cyrôn zuvor: „Es tut mir leid, Vater. Ich werde mich zügeln.“ Beim Klang des Wortes ‚Vater‘ zuckte Literajus innerlich zusammen. Er hatte seinem Ziehsohn nie wirklich von seiner Herkunft und seiner verstorbenen Mutter erzählt und das schmerzte, denn eigentlich erzog er Cyrôn auf eine ehrliche Art – Geheimnisse gab es zwischen den beiden fast keine. Zudem war er nicht einmal der leibliche Vater und vermutlich um diese Rolle seinem „Sohn“ gegenüber nicht zu verlieren, hielt er die Wahrheit verborgen. Literajus kämpfte oft mit diesen Gedanken und stillte seinen Kummer jedes Mal mit der Tatsache, dass ihn Cyrôn im Gegenzug nie über seine Mutter ausgefragt hatte. Es gab also augenscheinlich keinen Grund für den Bibliothekar mit der Sprache herauszurücken.
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